Samstag, 24. Dezember 2011

19.-23.12.


Diesen Montag ging es dann nach einem Wochenende Inselparadies wieder zurück in die „normale“ Arbeitswelt und somit zu Casa Renascer. Nach meiner Ankunft habe ich erfahren, dass 3 Jungs aus Renascer Ende letzter Woche geklaut haben, mehrere kleine Soundboxen, Speicherkarten, aber auch Kreditkarten und Portemonnaies. Einer der Jungs ist während dem Wochenende dann direkt abgehauen, um sich den Konsequenzen nicht stellen zu müssen. Es war einer von meinen Lieblingsjungs mit dem ich sehr viel gemacht habe und bei dem ich eigentlich dachte, dass er sowas nicht mehr nötig hat. Ein anderer der drei ist nach TIngua gekommen und der dritte ist bei Renascer geblieben. Die zwei dagebliebenen mussten dann auch zur Polizei es sind die beiden jüngeren. Die drei sind 12,13 und 14 Jahre alt. Sonst war montags ein normaler Arbeitstag, ich bin bis abends geblieben, danach bin ich dann noch zu Rachele nach Hause gegangen und habe dort meinen Tag ausklingen lassen. Dienstags war das Weihnachtsfest von Casa do Menor für alle Kinder, es fand in Tingua statt. Wir sind alle gemeinsam um 10:00 mit dem Bus nach TIngua gefahren, die Kinder aus Casa Renascer, aus Casa Vida, aus Casa Esperanca und auch einige aus Casa Herbalife. Zusätzlich sind auch alle Mitarbeiter mit gefahren um so also wirklich mit allen gemeinsam zu feiern. In Tingua sind die Kinder vor allem in dem extra gereinigten großen Schwimmbad gewesen, sogar einige Jungs aus Casa Jesus Menino durften mit ins Wasser. Ich habe mir dann dank unzureichender Sonnencreme auch einen schönen Sonnenbrand abgeholt. Durch das Fest dort habe ich auch erfahren, dass Jackson ein ehemaliger Junge von Casa Renascer, der sogar schon in Casa Angelo war und aber vor zwei Wochen abgehauen ist und dann einige Tage in Csaa Esperanca war jetzt in Tingua ist. Er ist aus Casa Renascer geflohen, weil er die kleinen Sticheleien und Prügeleien von den anderen nicht mehr ertragen wollte. Jetzt ist er wie ich finde sehr glücklich in Tingua, da er hier mehr Freiheiten genießt und sich besser entfalten kann. Mittags gab es dann ein gemeinsames Essen für alle, danach hat wie es sich standesgemäß gehört der Pater eine Messe gehalten. Es waren selbstverständlich vor allem weihnachtliche Inhalte und er sprach vor allem von dem waren Weihnachten, dass man Jesus in sich und den anderen sieht und dass man so stärke und Kraft erlangen kann.  Bei mir persönlich will sich selbst ein Tag vor Heiligabend einfach keine Weihnachtsstimmung einstellen, da es einfach viel zu warm ist und man auch sonst, außer kitschiger Weihnachtsdeko und Weihnachtsliedern im Radio, nichts von Weihnachten mitbekommt. Keine Bedächtigkeit, keine Ruhe, kein künstlicher Frieden und nicht wirklich mehr Zeit mit der Familie. Mir fällt gerade auch auf, wie sehr der Pater darüber spricht wie viel schlechtes passiert, wie viel schlechtes es gibt und wie ich finde werden die guten Sachen auch gerne mal nicht erwähnt. Nach der Messe gab es noch ein kleines Lunch mit Früchten und Kuchen für alle und danach ging es mit dem Bus wieder zurück nach Miguel Couto. Auch diesen Abend war ich nochmal bei Rachele zuhause. Mittwochs war ich dann wieder normal nach der Oracao bei Renascer, der Tag war angenehm ruhig, da Tia Theresa da war. Die Sozialmutter die schon „immer“ bei den Jungs ist, immer wenn sie da ist sind die Jungs um einiges ruhiger, da sie wirklich Respekt vor ihr und ihrem Mann, der gleichzeitig auch Sozialvater ist, haben. Sie ist auch die einzige Sozialmutter die sich öfter zu den Kindern setzt und nicht die gesamte Zeit in der Küche verbringt und abgeschottet von den Kindern bleibt. Die Sozialeltern wechseln sich immer ab, ein Paar ist immer zwei Tage lang da, danach das nächste wieder zwei Tage. Es gibt insgesamt vier Sozialeltern, ein Paar sind Tia Theresa und ihr Mann Tio Elder und das andere Paar sind Tia Carmen und Tia Paula. Donnerstags waren dann Tia Carmen und Tia Paula bei Casa Renascer, sie arbeiten erst seit einem knappen Monat dort und wie ich finde sind die Jungs um einiges unruhiger als bei Tia Theresa. Morgens haben wir normal und sehr ruhig Tischtennisgespielt und alles war wie immer. Später hat dann aber einer mit einer Bananenschale nach mir geschmissen, an sich nicht weiter schlimm. Ich habe ihm dann gesagt, dass er die Schale aufheben und wegschmeißen muss. Erst in einem normalen Ton, dann lauter. Als er immer noch nicht auf mich hören wollte habe ich ihn dann an der Hand genommen und zu den Bananenschalen geführt, als er anfing die Schalen aufzuheben habe ich ihn wieder los gelassen. Er hob alle auf und schmiss sie mir dann ins Gesicht, danach hat keiner mehr auf mich gehört und es schaukelte sich hoch. Bis einer der Jungs mit kleinen Steinen nach mir schmiss und nur noch rief hol mich doch, während dem ein anderer Junge mit einer zerbrochenen Fliese in der Hand auch nur da stand und zu mir gesagt hat, dass ich mich doch trauen soll und herkommen. Ich habe mich dann in die Küche geflüchtet um mit der Tia zu reden und um Hilfe zu bitten, doch diese hat mir dann nur gesagt, dass ich mir selbst Respekt verschaffen muss und eigene Strafen wissen muss. Das es auch Liebe Gottes ist, wenn man dem Kind auch mal mit der Hand die Grenzen aufzeigt. Doch da wurde es mir zu viel, da selbst während dem Gespräch die Kinder mich beleidigten und andeuteten Steinchen zu werfen bin ich gegangen. Da mir selbst kein Ausweg mehr eingefallen ist und ich es einfach nicht kann „ die Grenzen mit der Hand aufzuzeigen“. Selbst während dem ich am weg gehen war haben mir die Kinder noch Schimpfwörter hinterher geschrien.
Ich kann es einfach nicht verstehen warum die Kinder so respektlos sind und ich würde es gerne nach vollziehen können, was in dem Leben dieser 6 bis 13 jährigen Jungs passiert ist, dass sie so geworden sind.
Den Rest des Tages habe ich mir dann freigenommen um das Geschehene ein wenig zu verarbeiten.
Freitags wollte ich dann normal nach der Oracao wieder zu Casa Renascer gehen, doch ich wurde gebeten mit die Weihnachtsgeschenke für die Mitarbeiter von Casa do Menor ein zu kaufen. Da Nachmittags die Mitarbeiterweihnachtsfeier sein sollte. Von den Einkäufen kamen wir dann erst um 1Uhr wieder zurück und dann gab es schon ein gemeinsames Mittagessen mit allen Mitarbeitern, bedient wurden wir dort durch den neuen Kellnerkurs von CdM. Nach dem Essen hat der Pater dann eine Rede gehalten und ein wenig über das vergangene Jahr erzählt und allen gedankt. Lucinha unterbrach ihn kurz und teilte mit, dass heute Morgen zwei Jungs aus Tingua abgehauen sind, da sie gesagt haben, dass sie Weihnachten nicht „eingesperrt“ verbringen wollen. Einer der Jungen wurde noch am gleichen Vormittag auf der Straße ermordet, es war ein Junge der aus Miguel Couto selbst kommt und somit wohl sehr schnell mit denen in Kontakt kam mit denen er Probleme hatte. Das ist schon heftig mit zu bekommen wie ein Junge, den man kannte, zwar nur flüchtig, weil er Weihnachten frei verbringen will zwei Tage vor Weihnachten umgebracht wird. Dass so ein kleines Gelände von Casa do Menor so viel Sicherheit bieten kann und dass diese Sicherheit wegen solchen Kleinigkeiten aufs Spiel gesetzt wird bringt mich wirklich zum Nachdenken.
Wir wurden etwas ruhiger und beteten gemeinsam ein Vater unser für den Jungen. Doch man hat vielen im Saal angemerkt, dass es nicht das erste Mal ist, dass so etwas vorkommt.
Nach der Rede gab es dann noch ein Gewinnspiel mit den morgens gekauften Geschenken, ich habe einen Panetone (Weihnachtskuchen) gewonnen. Gerade mache ich mich auf den Weg nach Rio und nutzte mit dem Schreiben, die Zeit im Bus sinnvoll.

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