Freitag, 21. Oktober 2011

Das Jubiläum, 25 Jahre Casa do Menor


Donnerstag gab es dann den letzten Akt des Festes, die Einweihung, einer Gedenktafel für die Gründung von Casa do Menor. Die Gedenktafel wurde an der Stelle angebracht, an der das erste Kind von Casa do Menor, welches vor 25 Jahren in der Garage des Paters Zuflucht gesucht hat, auf offener Straße erschossen wurde.
Vor der Einweihung dieser Gedenktafel gab es eine Messe in der Gemeinde, welche der Pater nach seiner Ankunft in Brasilien übernommen hatte, dafür sind wir nach der Oracao alle mit Bus, Sprinter und Autos ca. 25min gefahren. In der Messe waren außer vielen Leuten von Casa do Menor, nur wenige einzelne aus der Gemeinde vorort. Während der Messe hat die Schwester des erschossenen Straßenkindes gesprochen und ein wenig von der Geschichte erzählt. Es war eigentlich sehr berührend, was sie erzählt hat. Leider hat nach dem Vortag aber doch eher die Müdigkeit den Ablauf bestimmt. Nach der Einweihung ging es dann zurück nach Miguel Couto, wir 3 sind nichtmehr auf die Arbeit, da wir uns Abends verabredet hatten mit den Deutschen zusammen Churasco essen zu gehen. Hierfür sind wir dann auch schon am frühen Nachmittag los Richtung Rio, da wir uns um 6 schon in der Hotellobby treffen wollten. Diesmal hat auch alles geklappt und wir waren pünktlich am Hotel. Zusammen sind wir dann zu der Churascaria direkt an der Copacabana gegangen, es war sehr lecker und schön sich einen Abend mal wieder nur auf Deutsch zu unterhalten und auch ein wenig von seiner Arbeit und seinem Projekt erzählen zu können. Der Abschied danach war trotz vollem Magen sehr herzlich und nach meinem Jahr hier werde ich bestimmt auch mal Dieburg besuchen.


Mittwoch, der Tag der großen Feier, des großen 25 jährigen, silbernen, Jubiläums von Casa do Menor Sao Miguel Arcanjo. Begonnen hat alles erst mal morgens mit einem Gottesdienst in der Gemeinde Sao Miguel Arcanjo, bei dieser Messe war wirklich mehr als nur ein wenig Geistlichkeit der Katholischen Kirche vertreten, insgesamt waren 3 Bischöfe eingeplant, einer kam zu spät und ein anderer gar nicht. Desweiteren waren trotzdem ca. 10 Pater noch dort, aus naheliegenden Gemeinden und anderen Gemeinden, die Casa do Menor unterstützen. Der Gottesdienst war wie ich fand eigentlich sehr schöngestaltet, mit viel singen und die Kirche war brechend voll. Natürlich gab es viele Danksagungen und viele Leute die vorgestellt wurden. Trotzdem gingen die zweieinhalb Stunden Messe gefühlt ziemlich schnell rum.
Nach der Messe sind wir alle gemeinsam Richtung Cidah gegangen, denn dort gab es das große Mittagessen für alle. Ein „geplantes“ Mittagessen für 1000Leute, was auch außer kleinen Schlangen richtig gut funktioniert hat, wir 3 (Eva, Anni und ich) haben dann für die deutschen den Kellnerjob übernommen. Das Programm war sehr schön gestaltet, es gab als großen Event Bingo, welches hier in Brasilien ziemlich verbreitet ist. Sonst gab es eine Sambatrommelgruppe von einem sehr bekannten Carnevalsverein hier aus der Nähe, einige Tanzvorführungen von Gruppen von Casa do Menor, unter anderem auch Capoeira. Doch aus meiner Sicht war das Highlight der Zirkus von Casa do Menor, der wirklich alles hatte was ein anständiger Artistenzirkus benötigt. Mit Feuershow, Jonglage, Trampolin, Höhenartistik ohne Fangnetz ohne Sicherungen, über Betonboden und das alles gut Choreografiert. Gegen Abend kam Rachele auch noch vorbei um mir in meinen Pausen ein wenig Gesellschaft zu leisten und natürlich auch um sich das Programm an zu schauen. Gegen halb 10 war dann das Programm zu Ende und es ging an das Aufräumen, denn alle Klapptische und Stühle mussten zusammen gestellt werden um am nächsten Tag abgeholt werden zu können.
Die Gruppe der Deutschen ist leider wegen der langen Fahrt wieder etwas früher gegangen, deshalb haben sie leider die Highlight, die Trommelgruppe und den Zirkus verpasst. Nach dem Fest gab es dann noch in sehr kleinem Kreis ein gemütliches ausklingen des Abends.


Dienstagmorgens fing unser Tag wie jeden Tag mit der Oracao an, doch nicht alles war so wie jeden Tag, da es kurz vorm Jubiläum war sind überall noch Leute rum gewuselt und haben versucht alles Mögliche fertig zu stellen. Gleichzeitig war diese Oracao der Beginn der Jubiläumsfeierlichkeiten. Aus diesem Grund ist auch die 25 Personen große Gruppe Deutscher aus Rio nach Miguel Couto, zu Casa do Menor gekommen. In der Oracao waren dann 5 Nationen aus Europa vertreten, Monaco, Deutschland, Italien, Frankreich und die Schweiz, jeweils mit Unterstützergruppen für Casa do Menor, der Pater hat sehr viel erzählt, auch über das Projekt und was sie sich vorstellen hier zu machen und wie sie versuchen zu helfen. Das ganze ist ja schön und der Pater hat auch extra schnell geredet, dass er viel Inhalt in wenig Zeit bekommt, das Problem hierbei war nur, dass ich schnell mal als Dolmetscher für die Gruppe der deutschen eingesetzt wurde und somit alles übersetzen musste, per Mikro für alle.
Es ging zum Glück besser als gedacht, zusätzlich gab es in der Gruppe noch eine Deutsche die in Rio geboren wurde und zurzeit hier lebt die mir immer mal wieder geholfen hat. Das war wirklich aufregend und hat gezeigt, dass man in zwei Monaten doch schon einiges von der Sprache gelernt hat.
Nach der Oracao gab es eine Einweihung, des Restaurant- und Küchenbereiches von Casa do Menor. In diesem Bereich wird seit August neu ein Koch- und Kellnerkurs angeboten. Die einzigen Kurse in diese Richtung in der gesamten Baixada von Rio. Die Kurse werden vor allem vom roten Kreuz hier aus Rio und dem roten Kreuz Monaco gesponsert, hierüber hat der Pater dann auch noch einiges erzählt. Für die Einweihung und auch schon während der Oracao, war ein Bischof da, der seit langem ein Freund des Paters ist und somit das Projekt auch gut kennt. Nach dieser Einweihung sind die deutschen mit ihrem Bus nach Tingua gefahren, um Casa Andre und Casa Jesus Menino kennen zu lernen. Vorort haben sie dann mit einem ehemaligen Kind und heutigen Betreuer geredet, der alles erklärt hat und es gab auch Mittagessen. Die Zeit hat sogar noch gereicht, dass ich schnell eine runde in den Pool konnte um mich zu erfrischen. Auf dem Rückweg von Tingua sind wir noch in Casa Esperanca und Casa Irma Maria vorbei, auch hier durfte ich wieder Dolmetscher spielen, diesmal für Lucinha und nicht für den Pater.
Zurück bei Casa do Menor gab es noch eine Messe und danach sollte es einen Abend der Talente geben, die Gruppe der Deutschen war jedoch schon so müde, dass sie mit dem Bus wieder Richtung Rio sind. Wir 3 Freiwilligen sind dann natürlich trotz voranschreitender Müdigkeit zu dem Abend der Talente, es waren nur Kinder von Casa do Menor da und die Stimmung war Spitze, es gab Trommelgruppen, Tanzgruppen und vieles mehr. Wenn man sich vorstellt, dass der Großteil der Kinder die dort sind schon mal auf der Straße gelebt haben, drogenabhänging waren, keine Eltern haben oder in irgendeiner Form vergewaltigt wurden ist das wirklich überwältigend. Wie normal locker und froh dieser Abend war.
Trotzdem sind wir alle nach diesem Abend sehr glücklich und müde ins Bett gefallen.
 


Montags hieß es wieder mehr als früh aufstehen, da wir um 8:30 und mit der deutschen Gruppe an ihrem Hotel in Rio treffen wollten. Somit sind wir um halb 7 hier in Miguel Couto mit dem Bus los und hätten eigentlich ohne Probleme pünktlich sein müssen. Doch genau heute ist der Bus eine andere Strecke gefahren, die überladen mit Stau war und somit waren wir erst um kurz nach 8:30 am Central in Rio, von dort aus haben wir die Deutschen angerufen, die dann schon mit ihrem Bus vom Hotel Richtung Christo unterwegs waren. Wir sollten direkt vom Central mit einem Bus zum Christo kommen. Den Bus hatten wir durch fragen schnell gefunden, doch leider war das ein ziemlicher Bummelbus, der andauernd gehalten hat und diverse Schleichwege gefahren ist. Somit sind wir dann erst um kurz vor 10 an der Bahnstation zum Christo angekommen, die Gruppe Deutscher war selbstverständlich schon weg und Anna, Eva und ich haben uns dann entschieden lieber unten zu warten, um die Gruppe mit Sicherheit nicht zu verpassen. Für den Weg von Miguel Couto bis zur Bahnstation unterhalb vom Christo haben wir somit über 3 Stunden gebraucht, wenn man sich überlegt, dass man normal in etwa 1,5 Std in Rio Centro ist war das schon eine beachtliche Zeit. Als wir dann noch etwa eine Stunde gewartet hatten kam die Gruppe wieder runter vom Christo und hat uns gesagt, dass sie heute nur noch mit dem Bus zurück in das Hotel fahren und den Nachmittag jeder frei gestalten kann. Somit sind wir dann mit der Gruppe zurück zum Hotel gefahren, welches direkt an der Copacabana liegt und haben uns dann einen gemütlichen Strandnachmittag gemacht um uns für die kommende Woche und das Jubiläum zu entspannen.

Happy birthday to me, Happy Birthday to me….
Mein Geburtstagssonntag fing leider nicht mit einem Fest an, da uns einfach die Zeit gefehlt hat um zu feiern. Da an diesem Morgen die Gruppe deutscher aus Dieburg am Flughafen ankam, hieß es um 5 Uhr aufstehen und um 6 zum Flughafen. Die Gruppe besteht aus 25 Personen, die aus dem Freundeskreis von Casa do Menor in Deutschland sind. Dort haben wir dann auf die Gruppe gewartet… aber sie schon verpasst gehabt, da wir keine Nummer von irgendjemandem Zuständigen hatten haben wir circa eine Stunde umsonst gewartet, bis wir dann an das Hotel der Deutschen in Rio gefahren sind und sie dort vorgefunden haben. Hier gab es dann auch für uns erst mal ein ausgedehntes Hotelfrühstück. Diese ganzen Wege sind wir 3 zusammen mit Lucinha im Auto gefahren, danach sind wir dann gemeinsam mit der Gruppe in einen Gottesdienst einer deutschen Gemeinde in Rio gefahren. Der Pfarrer war schon sehr alt und hat seine Predigt und den gesamten Gottesdienst mit sehr viel Gestik und einem schönen Ruhrpotdeutsch aufgewertet. Die Gemeinde war sehr klein aber alles unglaublich schick und hochwertig gestaltet, sowohl in der Kirche als auch im Gemeindesaal, in dem wir nach dem Gottesdienst noch gemeinsam Kaffee getrunken haben und Lucinha ein bisschen was über das Projekt erzählt hat.
Nachmittags ging es dann noch gemeinsam mit der Gruppe auf den Zuckerhut, mit der Seilbahn die dort hoch führt. Die Ausflüge waren sehr interessant, da sie einen Reiseführer hatten, der wie es sich für seinen Beruf gehört über alles Bescheid wusste und somit dauerhaft erzählt hatte. Es war mal ein ganz neues Gefühl als Tourist in Rio zu sein. Die Aussischt vom Zuckerhut war super schön und man konnte wirklich einfach mal die schönen Seiten von Rio genießen und als Geburtstagsgeschenk war das auch zu gebrauchen.
Abends bin ich dann noch mit Rachele und ihrer Schwester und noch ein paar Freunden zu der Gayparade in Rio gegangen, um an meinem Geburtstag noch ein wenig zu feiern. Die Stimmung war sehr sehr lustig, es bunt laut und gut. Leider wurde der Abend durch den Pater frühzeitig beendet, da er in Rio aufgetaucht ist um mit den deutschen zu reden, diese dann nicht vorgefunden hat, mich angerufen hat und verlangt hat, dass ich mit ihm nachhause fahre… was ergibt das für einen Sinn… man weiß es nicht. Somit nahm mein Geburtstag ein blödes Ende aber der Rest des Tages war wirklich perfekt.

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